Logo Ingenieurbüro Müller

Ideenfindung

Vorab:

Wer ein zu lösendes Problem hat, kann sich hinstellen und warten, bis ihm eine Lösung einfällt. Wenn er nicht gerade Daniel Düsentrieb ist, kann es sein, dass die gesuchte Lösung sehr lange auf sich warten lässt. Es kann auch sein, dass eine gefundene Lösung sich als sehr schwierig umsetzbar erweist. Es kann sein, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht und sich in irgendwelche geistigen Ecken verliert, in denen eine praktikable Lösung einfach nicht zu finden ist. Es kann auch sein, dass gar keine Lösung gefunden wird. Probleme werden so sehr schnell zu reinen Frusterlebnissen anstatt zu Herausforderungen, denen man sich gerne und mit Eifer stellt.

Im Folgenden wird gezeigt, wie man anhand eines fiktiven Seminars mit - sagen wir mal 100 Personen - solche Probleme angehen kann. Hier wird deshalb mit so vielen Personen gerechnet, weil sie die typischen kleinen Gruppen zwischen 3 und 12 Leuten eben mit einschließen. So kann gezeigt werden, wie sowohl mit großen ALS AUCH mit kleinen Gruppen professionelle Ideenfindung betrieben werden kann.

Durchführung:

Für große Gruppen muss man sich naturgemäß mehr Zeit lassen, als mit kleinen. Bei großen Gruppen muss man außerdem mit langen Anfahrtswegen rechnen, so dass man nicht von absoluter Pünktlichkeit ausgehen kann (Staus, Wetter, Verzögerungen beliebiger Art). So lange es kein Railtaxi gibt, muss man davon ausgehen, dass tagsüber angereist wird. Das erste Treffen sollte also abends gegen 19:00 bis 20:00 Uhr sein. Die Teilnehmer sollten nicht unter dem Druck des Tagesgeschäfts stehen. Sie sollten Ihre Köpfe frei haben. Wochenenden (wie im folgenden Beispiel) sind daher - zumindest für größere Gruppen - ins Auge zu fassen.

Die Zusammensetzung der Ideenfinder sollte NICHT homogen sein. Zwar sollten die Fachleute überwiegen - es sollten jedoch ganz bewusst auch Leute hinzugezogen werden, von denen man annehmen kann, dass sie mit dem konfrontierten Problem vielleicht erst einmal gar nichts anfangen können. Die Ideenfindergruppe wird gewissermaßen "dotiert", also "gezielt verunreinigt". Diese Leute sind vielfach deshalb eine große Hilfe, weil sie aufgrund ihrer "Ahnungslosigkeit" am ehesten auf ganz unkonventionelle Weise auf die gestellten Probleme reagieren. Ihr Blick ist durch ihr fehlendes Fachwissen nicht nur auf das eigentliche Problem fixiert. Sie werden deshalb versuchen, aus ihrem eigenen Spektrum Lösungsansätze beizutragen. So kann "geistige Inzucht" vermieden werden. Diesen "Exoten" sollte dieser Umstand (der Grund, weshalb sie eingeladen wurden) durchaus mitgeteilt werden. Sonst stellt sich bei ihnen sehr schnell der Eindruck ein, fehl am Platze zu sein. Kommen dann noch KO-Kriterien hinzu, so werden diese bestimmt keine weiteren Beiträge mehr leisten und die Fachleute sind dann de facto wieder unter sich und betreiben "geistige Inzucht".

Vorbereitung:
Freitag: Anreise, ab 19.00 bis 20.00 Uhr relativ offenes Treffen für erste Kontakte mit Kontaktinseln (Tische mit Stühlen, um ins Gespräch zu kommen oder andere Treffpunkte, ggf. auch als Stehparty mit kurzen Einzelvorträgen für alle. Stehpartys haben den Vorteil, dass die Beteiligten wesentlich mobiler sind und deshalb mehr Kontakte knüpfen).

Samstag Vormittag: Vorträge, die das Problem näher umreißen und auf Detailprobleme hinweisen. Wie professionelle Ideenfindung funktioniert, wird am Schluss noch vor dem Mittagessen allen Teilnehmern erklärt.

Samstag Nachmittag: Workshops. Interessierte an den einzelnen Detailproblemen treffen sich an den Treffpunkten des Vortages, die nun mit den konkreten Themen (diese entwickelten sich während der Vormittagsvorträge mithilfe von Zuhörerfragen) markiert sind. Nach einer viertel bis halben Stunde (wenn sich die Gruppenmitglieder endgültig gefunden haben) ziehen sich die einzelnen Gruppen jeweils in ein eigenes Zimmer zurück.

Jede Gruppe (möglichst nicht größer als 12 Personen, ideal 8 Personen) bestimmt einen Moderator. Dieser umreißt noch einmal kurz das Problem. Nun kommt Brainstorming, Brainwriting oder Ähnliches zum Einsatz. Welche Schlagworte fallen den Anwesenden ein? Sie werden jeweils auf einen eigenen Zettel (optimal sind Haftetiketten) notiert. Kein Vorschlag darf zu blöd sein! Wer KO-Kriterien (geht nie!, hör doch damit auf!, ...macht sich lächerlich! ...) bringt, fliegt gnadenlos aus der Gruppe raus, weil damit der Gruppenerfolg von vornherin in Frage gestellt wird! Es darf und soll aber durchaus gelacht werden. Das bringt Schwung in die Gruppe. Wenn keine weiteren Vorschläge kommen, werden die einzelnen Zettel vorgelesen und an die Tafel geklebt. Dabei dürfen die einzelnen Schlagwörter hinterfragt werden - allerdings ohne KO-Kriterien. Nun wird gemeinsam versucht, Ordnungskriterien zu finden. Diese werden an die Tafel geschrieben. Gemeinsam werden nun die einzelnen Zettel diesen Ordnungsbegriffen zugeordnet. Im Falle von klaren Mehrdeutigkeiten dürfen Zettel auch mehrfach geschrieben werden. Das sollte nach Möglichkeit jedoch Ausnahmen vorbehalten sein. Nachdem die Begriffe geordnet sind, kann man sich gezielt über das Problem unterhalten. Nun dürften alle auf der gleichen und intensiv mit der Sache vertrauten Stufe stehen.

Jetzt geht's erst los:
Jetzt erst kann die eigentliche Problemlösung in Angriff genommen werden. Jetzt kann versucht werden, einzelne Begriffe mit anderen zu kombinieren, um daraus verschiedene und sinnvolle Lösungspakete zu erarbeiten. Die besten drei Pakete werden am Schluss noch einmal diskutiert. Am Ende sollte man sich auf ein Einziges verständigen können, was u.U. sehr schwierig, wegen der Vielzahl der Gruppen im genannten Beispiel aber nötig ist. Gibt es nur eine einzige kleine Ideenfindergruppe, so muß sich diese i.d.R. ebenfalls auf eine einzige Lösung verständigen, weil das Geld und die sonstigen Kapazitäten zum Verfolgen mehrerer Lösungen gleichzeitig üblicherweise nicht vorhanden ist.

Nach einer Pause treffen sich alle Seminarteilnehmer wieder. Die einzelnen Gruppensprecher tragen ihre Vorschläge vor. Sie werden auf einer Tafel optisch unterstützt. Die Ergebnisse aller Gruppen sollten darauf als Stichwort Platz finden.

Nun kann eine Podiumsdiskussion stattfinden, an dessen Ende ein konkreter Gesamtvorschlag stehen sollte. Der Ausklang des Tages sollte unterhaltsam sein, z.B. mit Kabaret und geselligem Beisammensein.

Sonntag vormittag:
Treffen der einzelnen Gruppen zur Abstimmung der weiteren und vor allem KONKRETEN Vorgehensweise. Pause. Abschließendes gemeinsames Treffen. Die einzelnen Aktivitäten werden vorgestellt. Anschließend Kontaktbörse und Verabschiedung.

Haben Sie ein brennendes Problem, das gelöst werden muß? Bitte kontaktieren Sie uns. Gemeinsam könnten wir es sicher leichter schaffen!
Email: Christoph.Mueller@astrail.de
Railtaxi (Bahntaxi)
zurück zur Homepage